Samstag, 20. Oktober 2012

Tagesmütter...

Eigentlich wollte ich endlich einen Post über die neue Arbeitsstelle schreiben. Das Thema Betreuung und Tagesmütter ist aber gerade aktueller. Dazu wäre zu sagen, dass wir einen Umzug planen, um weniger Fahrtzeit weg von zu Hause zu verbringen. Die Wohnung mehr oder weniger mitten in der Pampa, die nützlich war, als ich noch bei meinem alten Arbeitgeber angestellt war, ist nun wirklich unpraktisch geworden, da wir beide jetzt in eine sehr ähnliche Richtung fahren müssen.
Eine neue Wohnung ist schon gefunden und die Betreuungssuche dementsprechend angepasst.
Im neuen Wohnort besuchen wir eine potentielle Tagesmutter, die uns vom zuständigen Tagesmütterverein vermittelt wurde.
Wir haben kaum die Wohnung betreten (die sehr sauber und schön eingerichtet ist), als uns die Tagesmutter fast schon unser Baby aus dem Arm reißt. "Kommen Sie, ich nehm die Kleine" sagt die Tagesmutter und ich kann kaum "Moment mal, erst mal ein bisschen gucken" sagen, als mein Mann sie schon etwas überrumpelt aus den Armen gegeben hat. Unsere Kleine guckt einen Moment überrascht und fängt dann - wie zu erwarten war - herzzerreissend zu brüllen an. Jetzt guckt die Tagesmutter überrascht. Hat sie das Wort "fremdeln" schon mal gehört? Ich verlange mein Baby zurück und versuche es zu beruhigen. Gleiches versucht auch die Tagesmutter. Auf jeden Fall ist sie mit Eifer dabei. "Komm", kreischt sie geradezu, "Ich zeig dir ein Pferd" und hält ein Plastikpferd vor das Gesicht meines Babys. Das Baby schreit natürlich weiter. Die Fremde soll erst mal Abstand halten! Wir gehen ins Wohnzimmer wo zum Glück genug Platz ist um ein mein Baby erstmal gucken zu lassen. Aber die Tagesmutter lässt nicht locker. Da das Pferd nicht gut angenommen wurde, kommt sie mit einem plüschigen kleinen Vogel an. "Guck mal, ich zeig dir einen Vogel" und wedelt damit mit dem Gesicht meines Babys herum. Das Baby dreht das Gesicht weg. Ich habe Erbarmen und nehme der Tagesmutter den Vogel erstmal ab und wiederhole nochmal "Wir gucken erstmal. Schön langsam und so". Die Tagesmutter setzt sich endlich uns gegenüber und das Baby beruhigt sich. Es entdeckt den Vogel und greift danach. Vorsichtshalber frage ich die Tagesmutter: "Darf sie das in den Mund nehmen". Immerhin ist mein Baby ein dreiviertel Jahr alt - da wird noch alles in den Mund gesteckt. "Ääääh, nein, lieber nicht." sagt diese. Ich lasse in Gedanken einen Stoßseufzer los. Warum zum ... gibt sie den Vogel denn dann überhaupt weiter? Ich nehme meinem Baby den Plüschvogel, dessen Kopf auf gutem Weg in den kleinen Mund ist, vorsichtig wieder ab - was natürlich erneuten Protest zur Folge hat. Die restlichen Minuten bleiben wir eigentlich nur noch aus Höflichkeit. Die Tagesmutter ist voller Elan und superhektisch. Zeigt und dies und zeigt uns das, will gar Bilder holen, die sie mit dem Handy von ihrem jetztigen Tagespflegekind gemacht hat, als sie mit ihm gespielt hat. Damit wir sehen, was sie so macht. Ob die Eltern des anderen Kindes davon wissen, dass ihr Kind fotographiert wird und wildfremden Leuten gezeigt wird?
Obwohl unser Baby inzwischen wieder ruhig auf dem Boden sitzt und mit endlich altersgerechtem Spielzeug spielt, breche ich das Ganze ab. Ich versuche der Tagesmutter behutsam beizubringen, dass das mit uns nichts wird. Sie antwortet tapfer, dass sei unsere Entscheidung, fragt aber dann natürlich trotzdem nach Gründen. Wie zu erwarten war schmettert sie meine Einwände empört ab. Sie habe schließlich eigene Kinder! Und habe auch schon mit Babys gearbeitet! Genau. Jede die selbst Kinder hat und schon mal auf die Kinder der Nachbarn aufgepasst hat ist die geborene Tagesmutter. Wir ergreifen die Flucht und ich bin froh, als wir wieder draußen sind.

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