Dienstag, 25. Oktober 2011

Vorbereitungen 2

Gestern stand endlich das Gespräch mit der Personalabteilung an - super dachte ich nervös und freudig - endlich bekommen meine Ideen zu meiner Rückkehr und der Zeit vor dem Geburtstermin Gelegenheit, besprochen zu werden, endlich erfahre ich Details!
Die freundliche Dame aus der Personalabteilung schiebt mir zwei Broschüren und ein Formular samt Merkzettel zu und erzählt mir von der sehr guten Hotline zum Thema. Schön. Dann scheint sie fertig zu sein. Etwas verwirrt frage ich nach. Ob wir denn jetzt nicht besprechen würden, wie genau der Wiedereinstieg ablaufe. Nein, leider nicht, das müssten wir mit ihrem Chef besprechen, der sei heute nicht da. Mmh. Ich bohre weiter, und wie das sei mit den 6 Wochen vorher, ich habe ja bereits im Mitarbeitergespräch schriftlich fixiert, dass ich gerne weiter arbeiten würde - das sei ja möglich, sofern ich als Mitarbeiterin diesen Wunsch ausdrücklich ausspreche. Das schriftlich Festgehaltene sei ja sicherlich in der Personalabteilung angekommen.
Die Antwort - nun, man habe sich das noch nicht im Detail durchgelesen, sie werde ihren Chef aber darauf ansprechen  - allerdings: Ob ich die Zeit vor der Geburt nicht nutzen wolle - die könne ich ja sicher gut für mich selbst brauchen und auch, um im Haus schon mal alles vorzubereiten. Ich bin ein bisschen baff. Meint die gute Frau, ich habe mir das nicht überlegt? Irgendwie schießt mir das Bild eines Kaninchens durch den Kopf, das sein Nest für die Jungen zusammenscharrt. Gerade darüber wollte ich doch eben reden. Mein Wunsch war flexibles Arbeiten, teilweise auch von zu Hause aus vor der Geburt. Keine Rede von 50-Stunden Woche bis kurz vor Schluss - aber muss ich jetzt zu Hause sitzen und das Haus vorbereiten? Wo bleibt die Flexibilität? Mit halbem Ohr höre ich noch das Wort "Fürsorgepflicht". Ich runzele ein wenig die Stirn. Schön und gut, dass es den Mutterschutz gibt. Keiner möchte, dass Frau sich überarbeitet und das Kind oder die Mutter Schaden nehmen. Aber hat sich mit dem kleinen Wesen in meinem Bauch mein Recht auf eine gewisse eigene Urteilskraft verflüchtigt? Traut man mir nicht zu, dass ich schon zu Hause bleibe, wenn ich merke, dass das besser für mich ist? Ich baue auf das Gespräch mit dem Chef der guten Dame und erwähne nochmal, dass ich nach 3 Monaten wieder kommen möchte. Ich spüre Zweifel auf der Gegenseite. Das könne man ja regeln, wenn die Betreuungssituation geklärt sei. Ich erwähne, dass danach mein Mann zu Hause bleibt. Die freudige Überraschung, die sich auf ihrem Gesicht zeigt, wirkt auf mich irgendwie übertrieben. Das sei ja schön! Ich murmele etwas von "eigentlich selbstverständlich". Ja sicher, lautet die Antwort, meist sei es aber doch so, dass der Mann mehr verdiene, und so automatisch die Frau zu Hause bleibe. Aha, daher weht der Wind. Das sei bei uns eben anders, antworte ich. Die erneute Freude auf dem Gesicht meiner Gesprächspartnerin kommt mir wieder nicht ganz echt vor. Da sei ich erst die zweite Frau, die sie erlebe, bei der das so sei. Schön. Sie weist mich nochmal darauf hin, dass sie wegen eines Termins mit ihrem Chef sich melden würde. Ich erkenne das als Zeichen zum Aufbruch, und da ich hier wohl auch nicht weiterkomme, ziehe ich mich zurück.
Später blättere ich durch die Broschüren. Obwohl ich eigentlich nie Wert auf genderkonforme Sprache gelegt habe ärgere ich mich beim Lesen massiv. Natürlich ist immer von Mutter die Rede, wenn es um Beispiele zum Thema Geringverdienst, Nebenjobs etc. geht. Natürlich ist es der Vater, der als Beispiel genannt wird, um die Tücken des maximalen Nettogehalts zu erläutern.
Ich äußere meinen Ärger meinen Kollegen gegenüber. Ich ernte skeptisch amüsierte Blicke. Ich erhalte die Belehrung, dass der Mutterschutz sicher zu meinem Besten sei und ich froh sein solle. Ich komme mir vor wie ein Kleinkind, dem verboten wird, in die Küche zu gehen, weil da das Fett herumspritzen könnte. Bin ich kein mündiger Mensch mehr? Ich will doch nicht den Mutterschutz aufheben, sondern lediglich den Möglichkeiten desselben folgen dürfen, ihn nicht zu 100% auszuschöpfen, wenn ich meine, mir täte das gut.
Ob auch einem Mann geraten wird, das Nest für sein Kind vorzubereiten? Wohl kaum. Männer haben wahrscheinlich ganz andere Sorgen. Ich nehme an, die müssen wohl überhaupt mal rechtfertigen, warum sie mehr als die 2 Minimalmonate in Anspruch nehmen wollen. Bin gespannt, was mein Mann von seinem Gespräch berichten wird... und mache mir schon mal einen Termin, regelmäßig bei der Personalabteilung nachzuhaken zwecks eines richtigen Gesprächs.

1 Kommentar:

  1. Liebste Hannah, danke Dir für diesen Post! Gut beobachtet, schön beschrieben und alles drin, was Mama so passiert, sobald sich in ihrem Körper eine Zellteilung abspielt. (Und noch passieren wird, wenn der Nachwuchs geschlüpft ist.) Genauso ging es mir auch.
    Bin ja mal gespannt, wie es so weiter geht und warte gespannt auf den nächsten Blick in Deinen Blog.

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