Mittwoch, 25. April 2012

Tage wie dieser - auf der Suche nach einer Tagesmutter

Es gibt Tage wie den heutigen, da könnte ich nur heulen. Ich möchte bei meinem Baby sein - am besten für die nächsten Jahre, oder mein Baby in der bestmöglichen Betreuung (z.B. meines Partners) wissen. Aber ich möchte nicht die ganze Zeit zu Hause alleine sein (bis auf das Baby natürlich), möchte eigenes Geld verdienen, möchte intellektuell, und nicht nur emotional herausgefordert sein. Und irgendwie läuft in meinem Kopf alles auf eines hinaus: Warum zum Henker bin ich kein Mann? 21. Jahrhundert hin oder her - ich würde eine Frau heiraten, die zu Hause bei unserem Kind bleibt und später eventuell in Teilzeit arbeitet - aber erst, wenn die Kleine im Kindergarten ist. Ich würde mich ohne Gewissensbisse in die Arbeit stürzen, wissend, dass mein Kind so gut betreut wird, wie dies nur sein kann, meine Stundenanzahl eventuell etwas kürzen und abends und am Wochenende den kleinen Engel genießen, der mich anstrahlt und anlacht. Ich würde 2, oder vielleicht sogar 3 Monate Elternzeit nehmen und mich als neuer Papa fühlen, weil ich keine 60 Stunden, sondern nur 40 (vielleicht sogar 35) arbeite, während das Kind klein ist. Vielleicht würde ich ein wenig neidisch auf den Stillvorgang schauen, wäre aber im Großen und Ganzen zufrieden, weil die Kleine mich anstrahlt, wenn ich sie auf dem Arm habe.
Aber was nutzt es, solche Träume zu haben? Die Realität ist nun mal, dass ich diejenige mit den beiden X-Chromosomen bin. Die Realität ist nun mal, dass mein Mann zwar sogar ganze 6 Monate in Elternzeit ist, aber davon nur 1 Monat ganz zu Hause bleibt und danach wieder in Teilzeit und bald wieder Vollzeit arbeiten wird - daran ändert auch nicht, dass mein Stundenlohn höher, meine Ausbildung qualifizierter ist. Die Realität ist, dass die Großeltern nicht in der Nähe wohnen. Die Realität ist, dass wir uns schlicht keine qualifizierte Kinderfrau leisten können und wir einer Tagesmutter vertrauen müssen.
Und somit zu letzterer. Vom Tagesmütterverein bekommen wir einige Vorschläge. Die erste klingt am Telefon schon unsympathisch und fällt (zum Glück) gleich aus, da sie keine Vollzeitbetreuung anbietet. Die Zweite besuchen wir zu Hause. Unser Baby haben wir im Maxi Cosi dabei. Mein Mann stupst diesen gelegentlich an, während wir reden. Die Tagesmutter lässt eine Bemerkung fallen wie "So verwöhnt man sein Kind". Außerdem ist die Wohnung dunkel und die Tagesmutter zwar nett und irgendwie auch mütterlich - aber unübersehbar ungebildet und außerdem leicht schwerhörig. Auf unsere private Anzeige hin melden sich auch einige Tagesmütter - alle leider zu weit weg - wir säßen jeden Tag 2 Stunden im Auto (inklusive der Fahrt zur Arbeit), wenn wir unser Baby dort hinbrächten.
Eine der Kinderfrauen, die sich bei uns meldeten, arbeitet nun doch wieder als Tagesmutter - sie scheint uns sehr liebevoll (wenn sie auch seeeehr viel redet) und will maximal zwei Kinder auf einmal betreuen - leider sind beide Plätze auf einmal belegt, da ein Paar befreundete Eltern ihre Kinder nur zusammen betreuen lassen wollen. Da wir kein zweites Kind aus dem Ärmel zaubern können, scheint auch dies Möglichkeit wegzufallen. Letzte Woche dann nochmal ein Anruf vom Tagesmutterverein: In einem Kindernest, also einem Zusammenschluss von, in diesem Fall zwei Tagesmüttern in netten, hellen und kindgerechten Räumen ist ein Platz frei, ich solle mich aber beeilen, die Plätze dort seien begehrt. Ich rufe sofort dort an, gestern waren wir dort um die Räume und die Tagesmütter zu besichtigen. Die Räume sind hell und schön und alles ist sehr kindgerecht (sogar ein Mini-Klo gibt es), es gibt einen Garten, die anwesende Tagesmutter hat sogar frühkindliche Bildung studiert, die andere ist (wir sind etwas spät dran) schon weg, da nur noch zwei Kinder auf ihre Mütter warten. Sie hat allerdings nichts mütterliches an sich (dafür ist sie zu jung), aber die andere Tagesmutter hat mehr Erfahrung. Wir machen einen Termin für die nächste Woche aus, um diese ebenfalls kennen zu lernen. Wir erfahren aber auch, dass erst Ende Mai feststeht, wie das mit dem freien Platz, bzw. den freien Plätzen aussieht, und wer sie bekommt.
Eigentlich sieht das gut aus, aber irgendwie fühle ich mich schlecht. Ich stelle mir mein Baby in den schönen hellen Räumen, aber ohne mich vor, umgeben von anderen kleinen Kindern (der Betreuungsschlüssel wird 1:4,5 sein). Und ich fühle mich schlecht dabei. Weil ich nicht da sein werde. Weil mein Mann nicht da sein wird. Und noch nicht mal die Schwiegermama wird da sein, sondern laute fremde Leute. Beim Gedanken daran bin ich auch jetzt den Tränen nahe. Mein Mann hingegen ist begeistert und fragt mich, ob ich so still bin, weil es eigentlich nichts auszusetzen gibt. Ich weiß es nicht. Ich denke an die beiden noch anwesenden Kinder. Gelacht haben sie nicht - aber es war schon spät, und welche Kinder in dem Alter lachen Fremde an? Das wäre ja auch irgendwie seltsam. Ich fürchte, ich weiß selbst nicht, was ich will. Ich werde das nächste Treffen abwarten.

3 Kommentare:

  1. Ich hab auch schon von einer Hausfrau geträumt: http://hausfrau-und-mutter.blogspot.de/2010/12/ich-hatt-auch-gern-eine-hausfrau.html

    Und was ist Deine Erklärung dafür, dass Du es nicht kannst, wie Dein Mann eben nach ein paar Monaten wieder Teilzeit oder Vollzeit arbeiten zu gehen? Ich versuche immer noch überzeugende Begründungen zu finden und schwanke zwischen Biologie und gesellschaftlicher Rollenverteilung.

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  2. Liebe Hausfrau und Mutter, achja, man kann eben heutzutagen keine originellen Gedanken haben, ohne dass nicht andere dieselbigen schon gedacht hätten... ich les deinen Post gleich mal durch.
    Im übrigen gehe ich ja jetzt nach ein paar Monaten wieder in Teilzeit und später in Vollzeit arbeiten (im Mai gehts los). Meine Begründung ist rein gesellschaftlicher Natur, denn wenn ich wüsste, dass mein Mann daheim bleibt, hätte ich eigentlich gar kein schlechtes Gewissen dabei. Und bis ich Vollzeit arbeite, wäre ja sowieso Brei angesagt, hoffe ich jedenfalls. Bis dahin kann ich mit meiner Pumpe leben, schließlich bleibt ja noch der Morgen, der Abend und die Nacht zum stillen... sage ich jetzt mal so. Wie die Realität dann wird, wird sich ja jetzt bald zeigen...

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  3. Liebe Hannah, ich kann dich so gut verstehen! Lange bevor ich Kinder hatte, habe ich immer getönt, ich würde mir einen Mann suchen, der für mich in Elernzeit geht. Wie das Leben so spielt, habe ich tatsächlich einen gefunden, der mir das angeboten hat, aber siehe da: ich wollte es plötzlich nicht mehr. Bei mir war es eindeutig die Biologie, die voll zugeschlagen hat. Trotzdem gab und gibt es immer wieder Phasen des Zweifelns. Mache ich das richtig? Soll ich es nicht anders machen? Ich denke, letztendlich kann man das alles nur nach Gefühl entcheiden...

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