Sonntag, 12. Mai 2013

Stereotype - wie davon loskommen?

Ich muss es jetzt einfach mal aufschreiben: Manchmal komme ich mir unglaublich emanzipiert vor. Immerhin habe ich ein Kind und arbeite, mein Mann wickelt, kocht und macht auch sonst viel im Haushalt und ich bilde mir ein, wir wären im 21. Jahrhundert angekommen. Aber! Aber, aber aber.
Warum zum ... fühle ich mich dann schlecht, wenn das Haus aussieht wie ein Schlachtfeld und der Schwiegervater am nächsten Tag zu Besuch kommt? Warum meine ich mich entschuldigen zu müssen (war noch halb krank und trotzdem auf Tagung, da kann ich nicht auch noch aufräumen, tut mir leid wie es hier aussieht) während mein Mann seelenruhig da sitzt? Warum stehe ich eine Stunde eher auf am Wochenende, um ein großes Frühstück für den Besuch zu machen, während mein Mann es nicht mal schafft, zum Frühstück selbst aufzustehen? Warum überlege ich, ob ich nicht sicherheitshalber die Kleider meiner Tochter für den nächsten Tag bereit legen soll, wenn mein Mann sie anzieht und zur KiTa bringt? Warum schreibe ich eine Liste für meinen Mann, was er den Doktor alles fragen soll, wenn er mit mit seiner Tochter zum nächsten Termin geht? Warum schreibe ich ihm eine Liste mit Dingen, die er unserer Haushaltshilfe sagen soll, wenn ich nicht da bin, wenn sie kommt?
Aber, es gibt natürlich auch die andere Seite: Warum bitte ich meinen Mann so selbstverständlich, dass er die Schrauben an meinen Reifen nochmal nachzieht, anstatt es selbst zu machen? Warum lasse ich ihn den Rasen mähen, obwohl ich das oft genug selbst gemacht habe, als ich noch bei meinen Eltern wohnte und diese nicht mehr ganz fit waren?

Und warum beschwere ich mich überhaupt? Weil ich das Gefühl habe, dass mein Mann einfach wunderbar abschalten kann, wenn er meint Feierabend zu haben. Und ich tue das nicht. Mein Kopf rattert weiter bis ich irgendwann erschöpft einschlafe. Ich versuche alles unter einen Hut zu bekommen. Versuche allem gerecht zu werden. Und ab jetzt versuche ich, auch einfach mal abzuschalten. Und das kommt dabei heraus: Weder meine Schwiegermutter, noch mein Schwiegervater haben dieses Jahr ein Geburtstagsgeschenk von uns bekommen. Obwohl sie uns massiv helfen und wirklich eines verdient hätten. Aber: Wie blöd käme ich mir eigentlich vor, wenn mein Mann mich im Abstand von einem Monat, einer Woche und dann nochmal einen Tag vorher daran erinnern würde, dass meine Mutter Geburstag hat, und ob ich ihr nicht ein Geschenk kaufen will? Und am Tag selbst fragt: Sag mal, wollen wir nicht mal deine Mutter anrufen und ihr gratulieren?
Nun, ich habe zwar meinen Mann regelmäßig daran erinnert, dass die Geburtstag bald anstehen. Und bei meiner Schwägerin bin ich sogar soweit gegangen, ihm einen Amazonlink zu schicken, bei dem er nur noch auf Bestellen klicken musste (das hat dann auch geklappt). Aber mehr nicht. Und so ist auch nichts dabei herausgekommen. Bis auf die Anrufe (die auch wieder ich initiiert habe).
Im Scherz meinte mein Mann zu mir: "Naja, du hast halt zwei kleine Kinder". Manchmal hat er da recht. Wenn ich es recht bedenke, bediene ich genau die alten Klischees, in die ich nie hineinlaufen wollte, und die mich unglaublich viel Kraft kosten. Wie entkomme ich diesen Stereotypen?
Wie sieht es bei euch aus?

2 Kommentare:

  1. Was sagt denn Dein Mann dazu? Grad beim Thema "Geburtstage" scheinst Du doch einen aktuellen Aufhänger zu haben.
    Ich weiß, dass es vielen so geht. Was die klassische Aufgabenverteilung angeht, sind wir auch nicht ganz frei davon (wobei ich schon oft den Rasen mähe. Aber zum Beispiel noch NIE das Auto in die Werkstatt gebracht habe). Aber es gibt Dinge, die mein Mann in der Hand hat, was Kinderorganisation angeht. Den Jungen zum Sport organisieren, absprechen mit anderen Eltern, wer wann hin- und zurückfährt etc. Und das ist auch nicht immer leicht, da Kontrolle abzugeben. Oder als ich das erste Mal feststellte, dass er die Ordnung in "meinen" Küchenschränken geändert hatte. Musste ich erst mal tief durchatmen - um mich dann doch ein wenig zu freuen, dass es mit der beinah gleichen Verantwortlichkeit so einiger maßen klappt.

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  2. Mir geht es da sehr ähnlich. Wobei es bei uns nun so krass wurde, dass unser Großer (3) sich mit dem Papa spinnefeind ist. Der Papa darf halt nichts machen, weil er es gewöhnt ist, dass die Mama das macht. Mein Mann ist da oft sehr gekränkt und schmollt dann auch oft. Nun habe ich ihn mir mal vorgeknöpft. Er muss mehr Aufgaben übernehmen. Zähneputzen, Bettbringen, Kindergartenbringen, etc. ... langsam wird es besser. Bis dahin habe ich nämlich fast alles selbst gemacht. Für beide Kinder. PLUS Rasenmähen und Autowerkstatt. Als ich dann nur noch 50kg und einen Hörsturz hatte, musste ich die Reißleine ziehen.
    LG, Tina

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