Samstag, 26. Mai 2012

Wie wichtig ist Telearbeit?

Gestern war mal wieder so ein Tag... ich wache um 5:15 auf, weil die Kleine Durst hat. Kein Problem. Ich nutze die Gelegenheit gleich, um kurz danach aufzustehen und um 6:30 bin ich startklar. Mein Kaffee ist im Thermobecher, ich hole das Kühlelement für die Milchfläschchen aus der Tiefkühltruhe. Ich achte darauf, meinen Kaffee nicht wieder in der Garderobe stehen zu lassen und brause los. Es gibt wieder einige landwirtschaftliche Fahrzeuge, die meinen, den Berufsverkehr mit 30 km/h aufhalten zu müssen. Aber: ich liege gut in der Zeit. Um 7 Uhr fahre ich auf den Firmenparkplatz und taste gewohnheitsmäßig (spät eigentlich, sonst mache ich das eher) nach meiner Tasche um zu checken, ob alles dabei ist. Ich taste nochmal. Ich gucke. Ich fluche. Die kleine Thermotasche mit den Milchfläschchen und dem Kühlelement steht noch in der Garderobe zu Hause (den Kaffee habe ich allerdings dabei). Ich könnte heulen. Was jetzt? In einem Anflug von Überoptimismus rufe ich zu Hause an, vielleicht will Göttergatte ja heute mit dem Baby einen Ausflug machen und mir die Fläschchen vorbeibringen? Natürlich geht er nicht ran, er schläft, ebenso wie das Baby.
Und ohne dass ich es verhindern kann, steigt mein Hass auf den Betriebsrat wieder hoch. Warum, warum, warum, warum arbeite ich in einer Firma, in der Telearbeit nicht erwünscht ist? Ich könnte jetzt dermaßen bequem 2-3 Stunden arbeiten und mir dabei die Arbeit so einteilen, dass ich noch 1-2 Stunden von zu Hause aus erledigen könnte. Hätte, könnte, wenn! Es könnte so bequem und stressfrei sein! Ich habe erlebt, wie angenehm es für meinen Göttergatten ist, mal eben ein paar Stunden von zu Hause zu arbeiten, während ich mit dem Baby spazieren bin. Aber nein! Es geht nicht. Auch der kurze Dienstweg funktioniert nicht, habe vor einigen Wochen mal zwei Stunden von zu Hause aus gearbeitet und das dann nachgebucht. Meine Chefin hat es auch genehmigt, aber mit dem Hinweis, dass das eigentlich nicht mehr vorkommen sollte: Von zu Hause aus arbeiten gibt es eben nicht in dieser Firma. Warum arbeite ich in einer solchen Firma? Ja, moment mal. Warum eigentlich? Warum tue ich mir das an? Wo doch inzwischen jede größere Firma damit wirbt, dass zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch Telearbeit möglich ist? Ja, die Kollegen sind super, meine Chefin auch, die Arbeit macht Spaß, die Bezahlung ist in Ordnung. Aber vielleicht reicht das nicht. Ich schiebe den Gedanken hin und her. Und hin und her: mich mal nach anderen Stellen umzusehen. Warum nicht.
Inzwischen brause ich wieder nach Hause, gereizt bis zum Gehtnichtmehr, tausend Flüche auf alles absetzend. Meine mickrige Musikanlage habe ich aufgedreht, dass mir die Ohren dröhnen und die aggressiveste Musik eingelegt, die ich im Auto vorrätig habe. Wenigstens das tut gut!
Irgendwann ist auch das geschafft, und ich sitze wieder im Büro. Mit Kaffee UND Milchfläschchen.
Es ist toll, mit den Kollegen zu arbeiten, die Chefin schaut herein und es ist alle super. Und trotzdem. Den Nachmittag werde ich mit Stellensuche im Internet verbringen.

2 Kommentare:

  1. Ja, das Problem verfolgt einen selbst noch, wenn die Kinder größer sind. Ich habe eine Woche als Begleitung für meine Tochter im Krankenhaus verbracht und konnte (nur offline natürlich) auch dort arbeiten.
    Alles Liebe!
    DWM

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  2. Ich habe das Glück in einer sehr telearbeitfreundlichen Firma zu arbeiten - auch weil wir einen hohen Anteil an Teilzeitmüttern haben. Es kann manchmal etwas einsam werden am Nachmittag, aber ich bin überzeugt, dass es das Modell der Zukunft für "intelligente" Jobs ist.

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