Samstag, 22. September 2012

Realitätscheck

Nach 8 Monaten Mamasein ist es vielleicht angebracht, mal einen Realitätscheck durchzuführen. Was habe ich mir vor der Schwangerschaft so gedacht, und was hinterher?
Fangen wir doch gleich mal an.

1. Schwangerschaft kann man planen.
Realität: Nee, nur Nicht-schwanger-werden kann man planen. Und wenn man es darauf ankommen lässt, klappt es zum stressigsten Zeitpunkt (Erkältung plus Umzugsstress plus schlauchendes Einarbeiten in den neuen Job)
2. Etwa 3 Monate nach der Geburt arbeite ich wieder in Teilzeit.
Realität: Jaaa, zumindest das hat geklappt.
3. Wenn ich wieder arbeite, knüpfe ich nahtlos an die Zeit vor der Geburt an. 
Realität: Nein. In Teilzeit verliert man unglaublich schnell den Anschluss, vor allem wenn es sich um eine Firma handelt, in der alles über Präsenz abläuft. So schnell wie ich auf einmal nicht mehr auf dem laufenden war und auch nicht mehr reinkam... war schon frustrierend jetzt im nachhinein.
4. Ich arbeite vormittags, mein Mann nachmittags.
Realität: Das hat zumindest sehr gut geklappt
5. Bei Bedarf arbeite ich mal von zu Hause aus
Realität: Wurde von der Firma unterbunden. Mal sehen, wie es jetzt beim neuen Arbeitgeber aussieht.
6. Das Baby schläft nicht in unserem Bett. Könnte ja sein, dass ich es erdrücke oder so.
Realität: Das Baby schläft auch jetzt noch in unserem Bett. Versuche mit dem eigenen Bett werden zwar regelmäßig gemacht, scheitern aber am Gebrüll des Babys, und meiner Bequemlichkeit, was das nächtliche Stillen angeht.
7. Wenn ich nicht da bin, bekommt das Baby eben die Flasche und dann ja bald den Brei.
Realität: Erst wollte das Baby nur die Flasche und nicht die Brust, dann nur noch die Brust und nicht mehr die Flasche. Immerhin hat mein Mann es mit viiiiiel Geduld doch noch geschafft mit der Flasche. Am Brei straucheln wir gerade. Nie hätte ich gedacht, dass das so schwer wird! Hatte Bericht, in denen von Flasche verweigernden Babys die Rede ist, immer für übertrieben gehalten. Von wegen!
8. Der Papa kann sich ganz genauso gut um das Baby kümmern wie die Mama
Realität: Im Prinzip denke ich das jetzt noch - aber das Baby weiß eben doch die weiche Mamabrust mit der Milch zu schätzen. Und lässt sich dort auch am einfachsten beruhigen.
9. Das Baby kommt mit 6 Monaten in Betreuung. Später: Nagut, dann eben mit 8 Monaten. Prinzipiell: Kann doch nicht so schwer sein, eine gute Betreuung zu finden, wenn man schon in der Schwangerschaft mit Suchen anfängt.
Realität: Gute Betreuung nicht zu finden. Und: Als jetzt vor einigen Tagen ein Anruf von einer Krippe kam, dass ganz spontan ein Platz im Oktober frei geworden ist (also 10 Tage vorher Bescheid bekommen, wie stellen die sich das mit der Planung bei der Arbeit vor??) kam die Panik. Moment mal, halt! Das süße Baby weggeben, dass da vor mir auf der Decke liegt und mich anstrahlt? Platz abgesagt. Betreuungsstart auf Anfang nächsten Jahres (also nach 12 Monaten) verschoben aber noch keinen Platz gefunden.
10. Überhaupt und generell habe ich mir keine Gedanken um das Thema Stillen gemacht.
Realität: Bin überrascht, was für einen großen Stellenwert das Thema dann eingenommen hat. Angefangen von den Kämpfen bis es überhaupt geklappt hat (siehe hier), bis zu den Flaschenproblemen (siehe z.B. hier) und der Erkenntnis, dass das Baby sich beim Stillen am einfachsten beruhigen lässt. Was mich ebenfalls überrascht hat: Das mich das Thema derart emotional berührt. Nie hätte ich gedacht, dass mir das Stillen mal so wichtig wird. Das kam wirklich etwas überraschend...

Donnerstag, 6. September 2012

Der richtige Zeitpunkt

Erst vor wenigen Tagen habe ich eine recht wilde Diskussion in einem Forum mitverfolgt, in dem es darum ging, ob eine Frau im Bewerbungsgespräch ihre Schwangerschaft verschweigen darf - nicht aus rechtlicher Sicht (ja, sie darf), sondern aus "moralischer" Sicht. Überhaupt, meinten einige, warum wird man denn schwanger, wenn man weiß, dass man einen Job sucht. Das führt im Grunde ziemlich schnell auf die Frage, wann denn überhaupt der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist.
Betrachten wir das Problem doch mal aus Sicht einer Frau, die nach der Schule Studium und Promotion anhängen will. Dass das schon nur noch ein Bruchteil der Frauen überhaupt betrifft ist klar. Dass es sich dennoch lohnt, hier mal hinzusehen, zeigt die Kinderquote bei Akademikerinnen. Hier ein paar meiner ganz und gar subjektiven Überlegungen.

Alter: Um die 20.
Privat: Seien wir ehrlich: Die wenigsten Frauen sind mit 30 noch mit den Männern zusammen, mit denen sie um die 20 liiert waren. Und noch besser: Viele sind in dem Alter noch Single. Schlechte Voraussetzungen, um Kinder zu zeugen. Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt sie, jene Verrückten, die ihre Jugendliebe heiraten und zusammen bleiben.
Beruf/Studium: Gerade fängt das Studium an. Für die meisten eine große Umstellung von der Schule. Die Arbeitsweise ist freier, was größere Selbstdisziplin erfordert. Oft steht der erste Auszug von zu Hause vor der Tür. Durchaus belastend. Es mangelt vorne und hinten an Geld, sofern man nicht großzügige und reiche Eltern hat. Aber: In vielen Studiengängen hat man eine gute Möglichkeit, seine Zeit einzuteilen. Je nach Studiengang variiert jedoch der Anteil der Präsenzveranstaltungen. Das kann von "fast nur" (gerade Studiengänge mit hohem Laboranteil) bis "sehr wenig" (oft geisteswissenschaftliche Studiengänge) reichen. Immerhin muss man nicht zu 100% "vor Ort" sein, sprich, wo und wann man seine Übungsblätter löst oder seine Hausarbeit schreibt, ist egal. Aber: Der inzwischen sehr verbreitete Auslandsaufenthalt wird wohl wegfallen. Auch wird man für das Studium wohl etwas länger brauchen.
Biologisch: Wohl das Optimum.
Fazit: Empfehlenswert für alle, die meinen, in dem Alter schon den Partner für's Leben gefunden zu haben, und die nötige Reife und die nötige Disziplin haben. Kinder kosten am Anfang nicht viel Geld, wenn man sich nicht scheut, auf Gebrauchtes zurückzugreifen.

Alter: Um die 25
Privat: Falls man noch mit seiner Jugendliebe zusammen ist, sollte die Beziehung jetzt gefestigt sein. Eventuell hat sie schon den ersten Härtetest eines Auslandsaufenthaltes durchgemacht. In vielen Fällen ist die Beziehung leider zerbrochen. Wer bisher Single war, hat an der Uni einige Chancen, jemanden zu finden. Ob es der richtige ist, bleibt abzuwarten.
Beruf/Studium: Der erste Abschluss ist geschafft oder nahe. Eine Promotionsstelle ist in Aussicht. Man kennt die Uni inzwischen recht gut, hat vielleicht auch schon von Studenten aus dem vorigen Abschnitt erfahren, wo die universitäre Kinderbetreuung ist und ob sie etwas taugt. Es gibt sie auch hier, Verrückte, die mit dickem Bauch oder kurz nach der Entbindung ihre letzten Prüfungen schreiben. Ich hätte das nicht geschafft, aber Respekt an alle, die es schaffen. Ideal aus meiner jetztigen Sicht: Die Promotion (sofern man nicht mit giftigen Stoffen im Labor hantieren muss). Nie mehr kann man sich seine Zeit so frei einteilen. Natürlich muss man einen Doktorvater oder eine Doktormutter haben, die nicht kinderfeindlich sind. Im Allgemeinen spricht sich aber schnell herum, wie die Einstellung der einzelnen Professoren sind. Und dann steht einem diesbezüglich nichts mehr im Weg... denn ob man die Promotion nun ein Jahr eher oder später abschließt, interessiert gerade in der Industrie in der Regel hinterher kaum noch jemand.
Biologisch: Nicht mehr ganz perfekt.
Fazit: Meiner Meinung nach eine gute Wahl, falls der richtige Partner vorhanden und das Umfeld kinderfreundlich gesinnt ist.

Alter: Um die 30
Privat: Wer jetzt noch alleine ist, hat es schwer. Die meisten Paare haben sich gefunden und viele Hochzeiten stehen an. Selbst bei Frauen, die bisher keine Kinder wollten, (natürlich nicht bei allen), schlägt der Hormonhammer zu (so bei mir).
Beruf/Studium: Die Promotion liegt in den letzten Zügen, die erste "richtige" Stelle steht an. Entweder man schiebt das Kind noch in die Promotion und braucht ein Jahr länger (so mein ursprünglicher Plan, als erstmal klar war, dass ich Kinder will). Oder man schreibt seine Dissertation mit dickem Bauch fertig und verteidigt diese noch schnell. Dann ist man allerdings nach seinem Abschluss erstmal zu Hause. Mir fehlen hier die Erfahrungswerte, werde diese aber ergänzen, sobald die Betreffenden in meinem Bekanntenkreis sich ins Berufsleben wagen. Oder aber man startet in seinen ersten Job mit der Einstellung jetzt schon keinen Eisprung mehr unversucht zu lassen. Konsequenzen: Ja, an hochgezogene Augenbrauen sollte man sich gewöhnen. Wobei ich persönlich positiv überrascht war. Meine Chefin reagiert mit einem überrascht (hysterisch?) lachenden "So früh schon" - Begeisterung sähe wahrscheinlich anders aus. Insgesamt war die Reaktion aber gelassen. Aber leider, es bleibt ja noch:
Biologisch: Langsam tickt die Uhr. Bei uns lagen zwischen Kinderwunsch und erfolgreicher Entbindung mehr als zwei Jahre. Leider klappt es eben nicht immer, und selbst wenn es klappt, kann es in den ersten 12 Wochen oft schief gehen. Spätestens dann will man wirklich nicht mehr warten aus Angst, es könnte dann doch irgendwann zu spät sein. Natürlich bekommt man heute eingeredet, dass Frau auch gut mit 40 noch schwanger werden kann. Oft klappt das auch. Oft aber auch nicht. Nicht umsonst florieren die Fertilisationskliniken.
Fazit: Wohl der frühestmögliche Zeitpunkt, wenn vorher kein Kinderwunsch vorhanden war. Karrieretechnisch schwierig - aber vielleicht doch besser als zu oft schieben...?

Alter: Weit über 30
Hier fehlen mir die Erfahrungswerte. Was ich in diversen Foren zum Thema Fruchtbarkeit gelesen habe, hat mir allerdings schon ein wenig Angst eingejagt. Und etwas anderes konnte ich beobachten, bei den älteren Müttern. Natürlich kann man nicht über einen Kamm scheren, aber mir kamen ältere Mütter um einiges besorgter und vorsichtiger vor als jüngere. Vielleicht eine Binsenweisheit, aber wer plant diese Überlegung mit ein, der meint, es sei heute ja noch viel Zeit, moderner Medizin sei Dank? Wenn ich beobachte, wie ältere Mütter bei fast jeder Gelegenheit zum Kinderarzt pilgern (da wird schon mal beobachtet, ob auch gleich viele Speckrollen an beiden Babybeinen sind) und jeder Fussel (geschweige denn Gras oder ein bisschen Erde) aus Babys Reichweite gepflückt wird... nun ja. Dann stelle ich mir das einfach noch anstrengender vor, als es ohnehin schon ist.

Soweit meine absolut subjektiven Überlegungen, die ich vielleicht in einigen Jahren schon wieder stirnrunzelnd verwerfe... Kommentare, Gegenmeinungen und Ergänzungen sind natürlich willkommen. Und was das Thema mehrere Kinder angeht... da warten wir noch ein bisschen.

Mittwoch, 5. September 2012

Freie Tage

Ich genieße die letzten freien Tage vor Beginn des neuen Jobs. Was im Grunde bedeutet, dass ich zu Hause fleißig bin und endlich mal wieder aufräume und ausmiste. Die Betten werden endlich neu bezogen, zu kleine Kinderkleider in eine Kiste gepackt und für die Verwandtschaft aufbewahrt. Wäsche, die schon länger herumliegt, wird endlich gewaschen. Weitere Bücher werden im Internet zum Verkauf angeboten und die Kiste mit auszumistenden Dingen füllt sich auf ein neues (wo kommen die Sachen nur alle her??). Ich beschließe eine ToDo-Liste anzulegen, denn schon schwinden die Tage immer schneller. Ich hoffe, meinem eigentlich vorhandenen Wunsch nach minimalistischem (haha) Leben wieder näher zu kommen, in dem ich mir bei allem überlege, ob wir das wirklich brauchen. Nur, dass es jetzt immer noch einen weiteren Faktor gibt. Zuviele Gläser? Jaa, aber wenn die Kleine größer wird, geht vielleicht das ein oder andere zu Bruch... Seit Jahren nicht gespielte Gesellschaftsspiele? Jaaa, aber mit Kind dann vielleicht doch mal... so bleibt letzten Endes doch viele stehen und wartet auf die nächste Ausmistaktion.
Die Kleine ist, seit ihr zweiter Zahn da ist, wieder ein kleiner Sonnenschein - allerdings ein mobiler. Und einer mit einem untrüglichen Gespür für kinderungeeignete Dinge. Die Steckdosen sind zwar gesichert, aber erstaunlich, wo überall Kabel hervorgeholt werden. Unvorsichtigerweise herumliegende spitze Gegenstände werden sofort entdeckt und wollen untersucht werden. Da bin ich schon wieder beruhigt, wenn nur meine inzwischen ohnehin klägliche DVD-Sammlung aus dem untersten Fach geräumt wird. Inzwischen ist das Wohnzimmer hoffentlich endgültig kindersicher... bis die Kleine den nächsten Entwicklungssprung macht und sich die Sachen von einer Ebene weiter oben holt, wo sie jetzt noch nicht herankommt. Wie sehr diese kleinen Wesen doch darauf angewiesen sind, dass die Eltern alles kindersicher machen...