Nach den ersten beiden Bewerbungsgesprächen bei der Firma, die mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie warb, stand noch ein drittes bei selbiger Firma an. Inzwischen war mir das Gelände fast schon vertraut. Diese Stelle war im Grunde vorher schon auf dem letzten Platz meiner Wunschliste und das Gespräch bestätigte dieses Gefühl. Fachlich interessant, aber nicht superinteressant. Was ja durch ein tolles Arbeitsumfeld eventuell ausgeglichen werden kann. Aber kann man sich vorstellen, ein 90-minütiges Gespräch mit seinem zukünftigen Chef zu führen, in dem kein Lächeln, keine ironische Bemerkung, kein Scherz fällt? So jemand bierernsten habe ich noch nie erlebt. Zudem dann meine Fragen nach Möglichkeiten zur Telearbeit. Hier ganz, ganz deutliche Reserviertheit - in Ausnahmefällen möglich aber nicht öfter als ein bis zweimal pro Monat. Ein Blick ins Großraumbüro zeigt: Eine Menge ebenso bierernster Männer - alle deutlich älter als ich. Keinen freundlichen Blick - wie fühlt sich nur der Mitarbeiter, mit dem ich das erste Vorgespräch hatte, und der so sympathisch war, hier wohl?
Ich denke noch den ganzen Abend darüber nach und komme am nächsten Morgen zum Schluss: Nicht vom Regen in die Traufe kommen. Bevor ich diesen Job annehme, bleibe ich lieber wo ich bin.
Ein weiteres Gespräch steht an - diesmal ein Telefoninterview bei einer weiteren Firma. Diese wirbt zwar nicht ausdrücklich mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ich kenne jedoch jemanden, der dort arbeitet und weiß, dass es dort gut möglich ist. Das Gespräch läuft sehr gut - doch dann: Aufgrund von internen Veränderungen stehe die Stelle so, wie ich sie gefunden hatte, nicht mehr zur Verfügung. Man arbeite daran, aber das werde wohl noch Monate dauern. Man müsse mir der Fairness halber daher raten, eventuell andere Angebote anzunehmen. Man fände meinen Lebenslauf und auch das Gespräch so interessant, dass ich, wenn sich meine berufliche Situation erneut ändern würde, über eine erneute Bewerbung sehr freuen würde. Aha. Als ich das meinem Bekannten erzähle, flucht der. Kein Wunder, dass es immer so lange dauere, bis Stellen besetzt werden! Und deshalb war die Stelle auch nicht im Intranet zu finden. Ich kann nur seufzen. Natürlich hatte ich vor meiner Bewerbung bei der Personalabteilung angerufen und gefragt, ob die Stellenanzeige aktuell sei. War sie wohl trotz gegenteiliger Behauptung schon damals nicht mehr, denn sie findet sich auch jetzt noch darin...
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