Meiner Chefin hatte ich es ja schon telefonisch gebeichtet, meinen Kollegen musste ich es noch erzählen - dass ich nach nur etwas mehr als einem Jahr Betriebszugehörigkeit - und davon auch noch 4 Monate wegen Mutterschutz und ähnlichem nicht anwesend - gekündigt habe. Die Reaktionen reichten von Kinnladerunterklappen und Bedauern bis hin zu eher mäßigem Interesse (bei den Kollegen, mit denen ich eher mäßig viel zu tun gehabt hatte, und die mich in ihrer 50 Stunden Woche in meiner Teilzeit von 20 Stunden pro Woche ohnehin kaum wahrnahmen).
Noch interessanter aber die Reaktion der Personalabteilung. Tatsächlich durfte ich ein Feedback-Gespräch führen, in dem ich nochmals die mangelnde Telearbeit, bzw. die 50 Stunden Präsenzkultur bemängelte. Aber da rannte ich in der Personalabteilung ja ohnehin offene Türen ein, wie ich wusste. Man gab mir noch den Hinweis, dass ich es mit meiner Abteilung besonders schlecht getroffen habe, da diese zum einen voll im Fokus des Betriebsrates stehe, zum anderen der Chef (gemeint war nicht meine Chefin, sondern deren Chef) eine höhere Stundenzahl von seinen Mitarbeitern fordere als in anderen Bereichen üblich. Naja. Was soll man da sagen.
Irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen, mich zu entschuldigen, dass es sich ja für die Firma nicht wirklich gelohnt habe, mich einzustellen. (Warum nur diese Selbstkasteiung?). Interessant die Reaktion des Personalers: Nein, nein, er bewundere ja meinen Mut, dass ich noch vor Vertragsangebot nachgefragt hatte, wie es denn mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Firma aussähe*. Das sei damals ja ausgiebig besprochen worden, firmenintern, und hätte bei anderen Bewerbern (nun ja, man muss hier wohl ganz ehrlich sagen: Bewerberinnen) zur Nichteinstellung geführt. Er persönlich sei aber sehr dafür, Frauen einzustellen, auch wenn er noch keine einzige Frau eingestellt habe, die nicht recht bald darauf schwanger geworden wäre. Aber für das Arbeitsklima sei es trotzdem ein Gewinn. Dann gehe nicht mehr so viel unter die Gürtellinie unter den Kollegen.
Was soll man dazu noch sagen? Hier erfahre ich nochmal eindeutig und aus erster Hand, dass andere Frauen, die es wagen, nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nachzufragen, schlichtweg nicht eingestellt werden... es sei denn als Kompensation für männliche Aggressionen im Berufsleben. Wenn das nicht Schubladendenken in Reinstform ist. Im Stillen danke ich dem Fachkräftemangel - sonst wäre ich wohl heute noch auf Jobsuche - trotz eines 1A-Lebenslaufes mit dem jeder Mann sich alle Jobs wohl aussuchen könnte. Oder?
*Nein, von der mangelnden Telearbeit war da keine Rede. Inzwischen bin ich immerhin nicht mehr ganz so naiv wie damals und kann inzwischen "Da hat sich einiges getan" in "Da gibt es noch viel zu tun", "KiTa geplant" in "Da gibt es die nächsten Jahre nichts", "Treffen der Eltern in Elternzeit" in "Irgendwas müssen wir ja anbieten" und "Es gibt einen VPN Zugang für Dienstreisen" in "aber wehe sie versuchen den für Telearbeit zu benutzen" übersetzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen