Montag, 8. August 2011

Der gute Ton

Heute hat mich nahezu den ganzen Tag etwas erheitert, und auch jetzt noch muss ich grinsen, wenn ich daran denke. Aber von vorne:
Als Neuling auf der Arbeit bin ich unter anderem dafür zuständig, dass einige kleine Formalien eingehalten werden, die recht sinnvoll sind, um später gewisse Abläufe nachvollziehen zu können. Zwar ist das meiste ohnehin firmenweit geregelt, wo was zu beachten ist, aber es gibt (oder eben nicht) auch Absprachen, die nur die betroffenen Abteilungen betreffen, man will aus früheren Fehlern lernen, schon bevor sie die entsprechenden Regeln aufgestellt werden etc.
Nun hab ich, wie es meine Pflicht und Schuldigkeit ist, im Rahmen einer Emailkorrespondenz letzte Woche auf eine Kleinigkeit aufmerksam gemacht, in bestimmten Dokumenten fehlten einige Formalien. Unversehens wuchs sich die Korrespondenz etwas aus, Chef-Chef (also zwei Ebenen über mir) und Chefin (die meine) fügten etwas hinzu etc. Per Email geht das ja alles ganz leicht, da so viele Leute sich im CC tummeln (da hatte übrigens nicht ich sie hingesteckt, die waren da schon aus der Korrespondenz, auf die ich mich bezog).
Nun ja, heute fand ich dann eine überaus patzige E-Mail des "Schuldigen", der übrigens selbst Chef ist (der Nachbarabteilung), wenn auch nicht Chef-Chef, in meinem Posteingang, die in etwa so anfing "Da die überflüssige Mail von Frau ...". Gemeint war meine Mail. Erstmal hab ich zweimal hingeguckt. Erste Reaktion danach: Ärger. Dann Durchatmen. Zum Hörer greifen und telefonisch gelassen mit jenem Menschen gesprochen (da war er überaus zivilisiert, beharrte jedoch auf seinem Standpunkt). Offensichtlich war man sich auf Chef-Ebene wohl doch nicht so ganz einig in dieser Sache.
Ich kann wohl sagen, dass ich die ganze Zeit überaus freundlich und gelassen war, denn schon vor dem Abnehmen des Hörers und dem Wählen der Nummer war mir folgendes aufgegangen: Eine solche Mail sagt vor allem erstmal etwas über den Verfasser der Mail aus. Das brachte mich sozusagen in fabelhafte Laune. Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich einige Zeit später Chef-Chef lautstark wie immer poltern hörte (im Nebenzimmer, aber gut dank offener Türen nicht zu überhören), dass eine solche Mail eine Unverschämtheit sei. (Leider wohl nicht zum Kollegen, sondern zu Chefin. Die mich bis dahin auch schon mit einer Mail an alle Betroffenen unterstützt hatte.)
Hachja. Das sind so die Klinkerlitzchen, mit denen man sich ganz wie im Kindergarten amüsieren kann. Pampig wie ein Konfirmant. Wäre es eine Frau gewesen, würde man sagen: "Zickig". Was sagt man bei Männern?

3 Kommentare:

  1. Es beruhigt mich ungemein zu erfahren, dass auch andere Arbeitsstätten einem Kindergarten gleichen und ich bewundere deine Gelassenheit. Die Steigerungsform bei uns sind Blindkopien der Mail an den Vorstand.
    Mir ist kein männliches Pendant für "Zicke" bekannt, vielleicht sollten wir eines erfinden?

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  2. Ja, Kindergartenverhältnisse gibt es wohl überall. Mein voriger Chef hat das euphemistisch mit "Es geht halt überall menschlich zu" umschrieben. Mal schauen, wie lange meine Gelassenheit anhält. Aber wenn sich jemand derart selbst ins Bein schießt, kann man doch nur lachen, oder? ;)
    Und ein männliches Pendant für Zicke brauchen wir unbedingt!

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  3. Hier die das neueste Eigentor unserer männlichen Bürozicke: http://desperateworkingmum.wordpress.com/2011/08/10/eigentor

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