Donnerstag, 7. Juni 2012

Betreuungsgeld

Sich mit dem Thema Kind und Karriere zu beschäftigen heißt natürlich auch, sich mit Politik zu beschäftigen. Es ist nahezu unmöglich, heutzutage am Thema Betreuungsgeld vorbeizukommen, wenn man selbst Kinder unter drei Jahren hat und sich über deren Betreuung Gedanken macht.
Natürlich wurde hierzu schon mehr als genug geschrieben. Ich selbst lese mir diverse Artikel und Kommentare dazu durch. Erschreckend finde ich die Schwarz-Weiß-Malerei, die sich in so gut wie allen Leserkommentaren wiederfinden lässt.

Auf der einen Seite ist es ganz klar der Untergang des Abendlandes, dass es nun überhaupt so etwas wie KiTas gibt. Die Rolle der Mutter wird herabgewürdigt, wir bekommen Verhältnisse wie in der DDR, die Kinder verkrüpeln emotional, und überhaupt ist es doch überhaupt keine Frage: Was sollte den Müttern wichtiger sein? Ihr Kind oder ihre Karriere? Muss man da überhaupt fragen? Na also! Dann bleibt mal schön zu Hause, werte Mamas! Denn natürlich geht ein Fernbleiben der Mutter von ihrem Kind über einen Zeitraum der länger ist als ein Gang auf die Toilette zu Lasten des Kindes. Überhaupt, die Kinder sind diejenigen, die hier leiden und deren Interessen nicht berücksichtigt werden, statt dessen stellen Mütter, die arbeiten ihre egoistischen Selbstverwirklichungsspleens über das Wohl ihrer Kinder.

Auf der anderen Seite kann ein Kind wohl nur gedeihen, wenn es möglichst bald in eine KiTa kommt, zu Hause versauert es nur, Eltern und Müttern im Besonderen wird das Geld ohnehin nur zugeschaufelt, wir leben in einem Umverteilungsstaat und so weiter. Wer gegen KiTas ist, hat das Wohl der Kinder nicht im Blick, und gerade Kinder von Migrantenfamilien haben ohne KiTa keine Chance Deutsch zu lernen, werden garantiert H4-Empfänger und gehen intellektuell und emotional jämmerlich ein, während ihre Eltern jeden zusätzlichen Cent in den großen neuen Flachbildfernseher stecken.

Ich finde es erschreckend und anmaßend, wie beide Seiten der Meinung sind, nur ihr eigenes Weltbild sei das allein seligmachende. Auf die Individualität jeder einzelnen Familie wird keine Rücksicht genommen.
Aus meiner eigenen Sicht sieht es so aus:
Ein wesentlicher (zumindest offizieller) Punkt mit dem das Betreuungsgeld begründet wird, ist die Wahlfreiheit. Eine Familie soll nicht den Eindruck bekommen, dass es keine Alternative zur KiTa gibt. Schön, aber: Das widerspricht meinen Erfahrungen, denn: es gibt schlicht und einfach nicht genug angemessene Betreuungsplätze. Wir suchen ja nun schon seit Monaten, das Kindernest, welches wir besucht haben, hat uns abgesagt, und eine geeignete Tagesmutter haben wir ebenfalls noch nicht gefunden. Wo ist denn die Wahlfreiheit, wenn man schlicht keine Betreuungsmöglichkeit findet? (Und hier liegt wohl auch der eigentliche Grund für die Einführung des Betreuungsgeldes)
Punkt zwei: Ich halte es für bedenklich, wenn der Staat anfängt für etwas zu zahlen, das man nicht in Anspruch nimmt. Wo ist das Kulturbanausengeld für alle, die nicht in die subventionierten Kultureinrichtungen gehen? Wo ist das Zuhausebleibergeld für alle, die die Autobahnen nicht nutzen? Wo ist das Ohnekindergeld, für alle, die keine Kinder haben und diese somit weder in einen Kindergarten, noch in die Schule schicken können?
Punkt drei: Die Höhe des Betreuungsgeldes ist doch einfach lächerlich. Wie mit der Gießkanne wird dieses Geld an alle gezahlt, ob sie es nötig haben oder nicht, ob es in dieser Höhe nun überhaupt einen Anreiz setzt oder nicht. In meinem Fall würde ich sagen: Sprechen wir über die 20-fache Höhe und ich ziehe in Erwägung, zu Hause zu bleiben. Denn zum Einen muss ich ja dann selbst für's Alter vorsorgen und zum anderen arbeite ich nicht nur wegen des Geldes. Erst ab einer 20-fachen Höhe würde ich überlegen, ob das Geld nicht die Nachteile aufwiegt, die ich habe, wenn ich zu Hause bleibe.

Das ist meine Meinung, wie ich sie mir bis jetzt gebildet habe. Ich habe aber kein Problem damit, hinzuzulernen und mir andere Ansichten anzuhören. Daher meine Frage:
Was meint ihr?

1 Kommentar:

  1. Hach ja. Kita-Ausbau. Man wundert sich, oder? Wie diese ganzen zusätzlichen Plätze quasi aufgesogen werden! Ein Drittel der Dreijährigen sollen einen Platz kriegen und bisher hab ich noch nicht gehört, dass da irgendwo Überkapazitäten geschaffen wurden. Die Plätze sind einfach sowas von dringend notwendig!

    AntwortenLöschen