Die Stillberaterin kommt und gibt einige Tipps zum richtigen Anlegen. Erfolg stellt sich jedoch erstmal nicht ein. Schließlich kommt die Schwiegermutter, die von jetzt ab nur noch den Namen die Babyflüsterin bei mir trägt: Endlich, ab Lebenstag 17 klappt es mit dem Stillen - erst zögerlich, aber dann immer besser. Ich bin euphorisch als die Babyflüsterin wieder abfährt, Stillen ist ein wunderbares Gefühl! Doch noch am selben Tag drückt etwas in der Achsel... etwas verunsichert messe ich Fieber: 38,3. Innerhalb der nächsten Stunden steigt das Fieber rapide an, Schüttelfrost gesellt sich hinzu: Mastitis. Was soll ich schreiben von Quarkwickel und Versuchen, dass der kleine Schatz die Entzündung wegtrinkt: Der kleine Schatz scheitert kläglich (Tage später als sich die dicken Schleimpropfen aus den Milchgängen lösen ist klar, dass hier ein Anfänger scheitern musste) und heult verzweifelt und hungrig in die Brust. Die Hebamme rückt an, rät zu weiteren Quarkwickeln und Abwarten. In der Nacht ist das Fieber auf fast 40° angestiegen und will trotz einer Paracetamol nicht auf unter 39° sinken - die Kleine schafft es nicht mehr zu trinken, selbst mit der Pumpe kommt kaum noch Milch. Die zweite Brust hat es nun auch erwischt. Die Hebamme rückt am nächsten Morgen nochmal an und revidiert ihren Rat vom Warten: Ich muss sofort zum Arzt, bevor es zum Abzess kommt. Dieser verschreibt auch sofort ein Antibiotikum, mit dem Stillen noch möglich wäre - wenn es denn klappen würde. Auch nachdem sich besagte Propfen langsam aber zahlreich lösen, fließt kaum Milch, obwohl ich alle zwei bis drei Stunden abpumpt (auch nachts).
Das Wochenende verbringe ich mit verzweifeltem Weinen: Ich will dieses schöne Gefühl vom Stillen wieder! Ich will meinem Schatz keine Prenahrung geben (auch wenn es natürlich sein muss und ich es bereits tue, wer will sein Kind schon hungern lassen), ich will stillen! Ich komme aus dem Heulen nicht mehr heraus, versuche und versuche immer wieder die Kleine anzulegen, dazwischen immer wieder Versuche, möglichst viel Milch abzupumpen, um der Kleinen möglichst wenig Prenahrung geben zu müssen. Göttergatte greift zum letzten Mittel, auch er inzwischen völlig fertig, nicht zuletzt durch mein Geheule: Die Babyflüsterin rückt wieder an. Inzwischen bin ich so fertig, dass Abstillen für mich eine echte Option ist. Ich will nicht mehr nur eine nicht funktionsfähige Brust sein, das Abpumpen alle drei Stunden bedeutet ein Minimum an Schlaf (jedesmal muss das Pumpset gereinigt werden) und die Milch fließt nicht. Aber was soll ich sagen zum Thema Inhouse Consulting: Die Babyflüsterin schafft es auch diesmal: Sie setzt sich einfach neben mich, legt mir die Hand auf die Schulter, dem Baby die Hand auf den Hinterkopf und es funktioniert wieder. Innerhalb eines Tages (Lebenstag 24) fließt wieder dermaßen viel Milch, dass ich zusätzlich noch Abpumpen muss, damit sich nichts mehr staut und die Entzündung weiter abklingen kann. Die Hebamme bescheinigt mir, dass wohl kaum eine andere Frau so lange durchgehalten hätte, und ein bisschen stolz bin ich schon.
Und so ist der Stand: Das Stillen klappt, ich bin überglücklich und würde die Babyflüsterin am liebsten irgendwo zum Aufklappen bereit im Schrank verstauen, anstatt sie wieder fahren zu lassen. Wehe der überall geforderten Mobilität, welche Familien auseinander zerrt. Wehe den weiten Anfahrtswegen. Aber ein Hoch auf das Inhouse Consulting!
Schön, dass es geklappt hat. Ich kann es gut nachfühlen, Stillen lief bei mir auch nie von selbst. Aber nur zum Spaß: lies mal in ein paar Monaten, was Du da durchgemacht hast und überleg , ob Du einer anderen Frau dazu raten würdest. Diese ganze Abpumperei, Reinigerei, Wachbleiberei, als ob das normale Leben mit Baby nicht schon Stress genug wär ... Ich weiß, ich hab's genauso getan und alles andere hätte mich auch geschmerzt, aber manchmal klammheimlich überleg ich schon, ob wir vielleicht schon im Stillwahn angekommen sind.
AntwortenLöschenLiebe Hausfrau und Mutter, ja, mir kommt es auch oft so vor, als ob in der Frage Stillen oder nicht eine Menge Ideologie steckt. Aber wenn man mal die Argumente "Nur Muttermilch ist das Beste" und "Tiefere Bindung zwischen Mutter und Kind" weglässt, wäre für mich immer noch der praktische Aspekt überzeugend genug. Kein Anrühren, kein Fläschchen sauber machen! Nachts stehe ich inzwischen nur noch einmal zum Wickeln auf (mein Mann wickelt sie, während ich schon schlafe noch einmal bevor er ins Bett geht), wenn ich ohnehin auf Toilette muss, ansonsten reiche ich ihr im Liegen und im Halbschlaf die Brust und schlafe meistens dabei wieder ein. Wie erholsam das ist, nicht regelmäßig aufstehen zu müssen! Auch wenn wir unterwegs sind, muss ich nicht darauf achten, ob sie nicht gleich wieder Hunger bekommt und ob ich ein Fläschchen einpacken muss, sondern kann ihr ganz spontan etwas geben - das wiegt den Stress am Anfang durchaus auf, finde ich.
AntwortenLöschenAber ich werde mir das in ein paar Monaten nochmal durchlesen...
Das war der Grund, weshalb ich beim dritten Kind durchgehalten habe, weil ich mich erinnern konnte, wie praktisch es bei Kind zwei irgendwann wurde. Aber ehrlich, es war auf Messers Schneide - spätestens als das Kind einmal ... ich will nicht in die Details gehen, aber Blut spielte eine Rolle - Blut und Schmerzen, gar nicht schön.
LöschenEs wurde dann wieder, wurde gut und praktisch - aber ich bin jetzt auch absolut nicht böse drum, dass die Zeit des "oh, das Baby braucht mich, es muss essen" (bin nicht so mit Abpumpen) vorbei ist, abstillen ging recht unsentimental vonstatten.
Oha, Blut, ja, damit kann ich etwas anfangen. Mittlerweile sind die entsprechenden Stellen aber dafür massiv abgehärtet... ich hoffe, das hält an...
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