Nach einem ganzen Monat zu Hause bin ich dann doch froh, dass die Arbeit wieder beginnt. Nicht, dass es nicht schön ist, mit dem Baby zu Hause zu sein. Aber so langsam merke ich, wie sehr ich die fehlenden sozialen Kontakte und auch ein gewisses Maß an "intellektuellen" Aufgaben ziemlich vermisse. Mein Gehirn beginnt sich selbst zu beschäftigen - ich beginne darüber nachzudenken, was meinem Baby alles passieren könnte. Dies und das und jenes. Das Internet ist dabei nun wahrlich eine hervorragende Inspirationsquelle was seltene Krankheiten angeht. Mein Baby weist zwar nicht ein einziges Symptom auf - ist im Gegenteil quietschvergnügt und macht täglich Fortschritte. Immer besorgter warte ich jedoch jeden Tag darauf, ob eines der unzähligen Symptome auftauchen könnte. In der Krabbelgruppe mache ich mir Luft und bin beruhigt, dass es vielen genauso geht. Sie geben mir Tipps. Viel raus gehen. Nun, ich gehe ja jeden Tag spazieren. Ich könne ja nicht jeden Tag einkaufen gehen. Ich ernte Gelächter: Doch! Ich höre von Müttern, die in der Stadt herumlaufen um eine einzige Zahnpastatube zu kaufen. Auf diese Idee bin ich schlichtweg einfach noch nicht gekommen - zumal wir leider etwas abseits wohnen und ich für einen solchen Spaß jedes Mal mein Auto anschmeißen müsste. Teuer und nicht gut für die Umwelt ohnehin. Für den Preis des Bustickets bekommt man schon ein ordentliches Mittagessen - ob ich das jeden Tag ausgeben will? Mal ganz davon abgesehen, dass ich mir um die Sicherheit im Bus anfange Sorgen zu machen - im Auto der ganze Aufwand mit Babyschale und Co. - und dann im Bus einfach loses Liegen im Kinderwagen? Was, wenn der Bus dann doch mal eine richtige Vollbremsung machen muss?
Langsam fühle ich mich richtiggehend hysterisch. Paradoxerweise schaffe ich mit jedem Tag weniger - die Wohnung sieht unordentlicher aus als zu Zeiten, in denen ich arbeite.
Sobald der Abend naht, schiele ich auf die Uhr und erwarte meinen Göttergatten - und überschütte ihn mit Vorwürfen, wenn er sich um eine halbe Stunde oder gar Stunde verspätet.
Zusammengefasst: Meine Bewunderung für Mütter, die immer zu Hause sind, wächst mit jedem Tag. Und auch die Erkenntnis: Ich eigne mich dafür einfach nicht.
Natürlich habe ich hier nur die negativen Seiten aufgezählt. Es gibt natürlich auch schöne! Stunden, in denen ich mit dem Baby im Freien bin oder beobachte, wie es sich weiterentwickelt. Wunderbar! Aber wie aus der obigen Schilderung hervorgeht: Mir fehlt einfach das soziale Netz - keine Verwandten, und Freunde die auch im weiteren Umfeld wohnen arbeiten alle. Mit den Müttern, die ich kennengelernt habe, treffe ich mich zwar ein bis zweimal die Woche... aber was ist das schon gesehen auf die vielen Stunden, in denen ich alleine mit Baby bin?
So naht also der Arbeitsbeginn und als die erste Woche endet bin ich glücklich. Ich freue mich, wenn ich zur Arbeit fahre, und ich freue mich, wenn ich wieder nach Hause zu meinem Baby fahre - und genieße den Rest des Tages ohne von absurden Gedanken und Sorgen belästigt zu werden. Wie schön das ist! Ich liebe es!
Ja, es ist wichtig, dass man für sich die richtige Mischung findet. Ich gehe auch wirklich gerne zur Arbeit und freue mich jeden Tag, wenn ich mein Söhnchen aus der Kita abhole. Nur zu Hause zu sein wäre für mich genausowenig gut, wie nur zu arbeiten.
AntwortenLöschenLG Mia