Montag, 17. Dezember 2012

Kinderlose Gesellschaft

Der recht verbreitete Onlineteil einer deutschen Zeitschrift hat eine Studie herausgegeben zum Thema "Warum es immer weniger Kinder gibt in Deutschland", zu finden hier. Im Grunde decken sich die Ergebnisse der Studie mit meiner eigenen Ansicht - einer der ganz maßgeblichen Faktoren ist die deutsche Perfektion und Gründlichkeit. Ja, das klingt jetzt sehr verallgemeinernd und plakativ. Ist es auch. Aber darauf möchte ich gar nicht eingehen, sondern auf die Leserkommentare, die sich darunter häufen, wie unter fast jedem Artikel zu diesem Thema. Denn das ist schließlich etwas, zu dem jeder etwas sagen kann und vor allem zu sagen müssen meint. Mir persönlich kringeln sich das die Fußnägel hoch, die Argumente sind im Wesentlichen ja immer die selben und gehen nur selten mal auf den Artikel selbst ein.
Ja, ich kann mich nicht zurückhalten. Hier mein Senf dazu:

1. "Es gibt ohnehin viel zu viele Menschen auf der Welt" vs. "Deutschland (ganz verblendete gleich: unsere Art) stirbt aus". Liebe Mitbürger. Wer auf Kinder verzichtet um dem Planeten etwas Gutes zu tun oder Kinder zeugt, damit die deutsche Kultur an "echte Deutsche" weitergegeben wird (denn selbst wenn ein Deutscher türkischer Abstammung Schiller und Goethe rezitieren kann - so ganz das Wahre ist das anscheinend nicht - und wenn er noch dazu zu Allah betet statt zu Gott oder gar nicht, steht der Untergang des Abendlandes ja ohnehin gleich bevor), tut mir persönlich irgendwie leid. Ja, wir haben massiv viele Menschen auf dem Planeten, aber da würden ganz andere Maßnahmen viel effektiver greifen, z.B. mehr Bildung für Frauen in sämtlichen Entwicklungsländern - nichts wirkt besser. Und wer bitte schön möchte seinem Kind irgendwann mal erzählen: "Mmh, ob wir dich gezeugt haben, weil wir uns lieben und gemeinsam ein Kind wollten? Nein, eigentlich nicht, uns ging es mehr darum, die deutsche Kultur vor der Ausrottung zu bewahren"... anscheinend sehr wohl einige.
2. "Heutzutage kann sich doch Kinder keiner mehr leisten" vs. "Nur damit man dreimal im Jahr in den Urlaub fahren kann, wird auf Kinder verzichtet". Fakt ist, Kinder kosten Geld und gerade in Deutschland korrelieren Kinder und Armut massiv. Da gibt es nichts schön zu reden. Dennoch scheinen sich vor allem die Deutschen dieser Problematik massiv bewusst zu sein - vielleicht, weil Kinder nicht als Bereicherung per se bewusst sind? Oder kommt mir das nur so vor? Warum jedenfalls in Deutschland z.B. die kinderlose Ehe finanziell massiv gefördert wird, statt vermehrt direkt die Kinder selbst, ist mir ein Rätsel.
3. Vergleiche, die "Gender", "Feminismus", "Ideologie" und "Faschismus" in einem Absatz zusammenfassen. Sehr schön ist hierbei immer: Wenn eine Frau 40 Stunden die Woche arbeitet, wozu hat sie dann überhaupt Kinder? Warum, warum, warum, warum fragen diese Leute nie, nie, niemals: Wenn ein Mann 40 Stunden die Woche arbeitet, wozu hat er dann überhaupt Kinder? Weil "die Natur" das so vorgesehen hat? Diesselbe Natur, die ein Frühgeborenes unweigerlich zum Tode verurteilt, wenn es nicht in einen Brutkasten kommt, die Natur, die uns an Infektionen sterben lässt, wenn wir keine Medikamente einnehmen, kurz, die Natur, die dafür sorgt, dass Alte, Kranke, Behinderte einfach sterben würden? Die Natur, die uns ohne Pelz und Klauen ausgestattet hat, und der wir trotzen, indem wir Kleidung herstellen und Werkzeuge? Ach nein, das ist die andere Natur. Da gibt es eindeutig zweierlei Maß.
4. "Es gibt zu wenig Kinderkrippen" vs. "Kinderkrippen ist nur eine andere Form der Verwahrung und Abschiebung". Hier schließe ich mich eindeutig der ersten Fraktion an. Es ist meine persönliche Meinung, dass es meiner Tochter sehr gut tun wird, mit anderen Kindern zu spielen und Kontakt zu anderen Bezugspersonen aufzubauen. Ob das jetzt eine Daheim-Mama realisiert, indem sie Nachbarskinder besucht oder eigene Spielkreise organisiert oder mehrere Kinder hat oder ob eine Woandersarbeiten-Mama eine qualifizierte (und die muss man erstmal finden!) KiTa wählt, sollte doch wohl jedem selbst überlassen werden. 

Ich habe sicher einige Argumente vergessen. Hab auch jetzt keine Zeit mehr, mich hier auszutoben, weil meine Tochter gleich aufwacht. Freue mich aber über Kommentare...

3 Kommentare:

  1. DANKE! Die Kommentare hatte ich mir erspart und werde es wohl auch, nachdem ich deinen Blogeintrag gelesen habe. Es gibt so viel zu dieser Studie bzw. ihren Ergebnissen zu sagen und mir geht auch noch viel mehr durch den Kopf, als ich in meinem Blog darüber geschrieben habe... Vielleicht muss ich auch nochmal nachlegen. Liebe Grüße!

    http://berlinmittemom.com/2012/12/18/ein-kind-kein-kind-babyflaute-in-deutschland/

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  2. Ich habe zu jedem Argument gegen das Kinderkriegen dieseselbe Antwort: Ja, aber sie sind es wert :-)
    Außerdem ist es mir doch egal, ob Kinder teuer sind, ob es unsichere Zeiten sind oder ob ich einen Kita Platz bekomme. Mit Kindern ist mein Leben einfach besser! Sämtliche Studien sind mir da eigetnlich egal :-)
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende

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  3. Hallo Berlinmittemom! Danke für den Link! Werde ich mir gleich mal durchlesen!

    Mia, ja, ich stimme dir zu! Ob man ein Kind bekommt, wird wohl nicht von solch äußeren Faktoren abhängen - aber sehr wohl, ob man dann auch wirklich drei Kinder haben will. Oder es doch bei einem oder maximal zwei Kindern belässt... Meinst du nicht?

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